Flexible Entscheidungsfindung, Reaktionsschnelligkeit und situationsgerechtes Handeln kennzeichnen die Herausforderungen an Unternehmen, die auch morgen noch am Markt reüssieren wollen. Die Wendigkeit im unternehmerischen Denken und Handeln findet eine Entsprechung im Tierreich. Das Chamäleon passt sich in Gestalt wechselnder Farben den aktuellen Erfordernissen seiner Umgebung an. So sichert es sein Überleben. Diese Art der Klugheit spiegeln Tools, Methoden, Instrumente, die sich unter dem Oberbegriff „agiles Projektmanagement“ verbergen. Wie Kanban mit dem „Pantha rei“-Gedanken („Alles fließet“) sowie der Methode dynamischer Gedankenspiele, Design Thinking.
Kanban: Der unaufhörliche Fluss in der Projektarbeit
Die Methode Kanban stellt den kontinuierlichen Arbeitsfluss durch Visualisierung sicher. Es geht darum, ineffiziente Parallelverläufe zu minimieren resp. zu eliminieren. Auf einem Board kennzeichnen Spalten die aufeinanderfolgenden Schritte im Arbeitsprozess. Die zu erledigenden Aufgaben werden in Gestalt von Tickets immer in der Spalte platziert, in der sie gerade anhängig sind. So sieht jeder Projektbeteiligte auf einen Blick, welche Aufgabe sich in welchem Status des Arbeitsprozesses befindet.
Die Methodik beinhaltet zugleich eine Obergrenze für parallellaufende Aufgaben. Hängen bspw. bei einem Arbeitsschritt wie „Produktentwicklung“ vier Tickets auf einmal, so kann dies ein Hinweis darauf sein, dass hier entweder ein Mitarbeiter an mehreren Teilaufgaben zugleich arbeitet (und sich dadurch womöglich verzettelt) oder dass Facetten eines Arbeitsschritts von verschiedenen Mitarbeitern erledigt werden und die Gefahr mangelnder Abstimmung oder von Doppelarbeit besteht. Oberstes Ziel ist es, dass die Tickets gleichmäßig und ohne lange Wartezeiten über das Board fließen. Kanban eignet sich besonders gut für kleinere Projekte, die sich nicht in die Scrum-typischen Sprints aufteilen lassen, als auch für kontinuierliche, schwer planbare Aufgabenstellungen.
Design Thinking (DTH): Dynamisch-interaktive Gedankenspiele für Innovation
Das Verfahren ist heute etabliert. Nicht mehr nur bei Startups, sondern auch bei Unternehmen, die modernen Managementmethoden gegenüber aufgeschlossenen sind. Meist sind das allerdings noch Konzerne oder konzernartige Mittelstandsunternehmen. Der SAP-Gründer Hasso Plattner machte diese, aus der klassischen Produktentwicklung erwachsene, Arbeitsmethodik salonfähig, initiierte einen Design-Thinking-Kurs in Stanford und empfahl diese Arbeitsweise auch für den IT-Bereich. Die Methodik gewinnt seit Beginn der 90er zunehmend an Bekanntheit. Speziell im Rahmen der Anforderungen von Marketing und Business Development können die, für DTH prägenden, interdisziplinären Teams den Vorteil dieser Methodik ausspielen: Schnelligkeit, Interaktion sowie grenz- und siloüberschreitendes Denken. Auch in dieser Methodik geht es um den Wert inter- oder multidisziplinärer Zusammenarbeit, die Abteilungsgrenzen überwindend. Sowie um einen vielschichtigen Wissensgewinn mit visuellen und interaktiven Elementen.
Kennzeichnend für dieses Verfahren ist die Dynamik in der gemeinsamen Entwicklung eines neuen Produkts oder einer neuen Dienstleistung. Von hoher Innovationskraft ist in dieser Methodik vor allem eine unserem (europäischen, besonders unserem deutschen) Denken fremde Fehlerkultur: Fehler als Hinweis für Optimierungspotenzial sind nicht nur gewünscht, sondern für den Erfolg und das Lernen notwendig.
Teil 1 der Reihe: Rugby fürs Büro – die Methode Scrum
Teil 3 der Reihe: In einer VUCA-Welt
Teil 4 der Reihe: Lernende Organisation
Aktuelle Publikation der Autorin: „Elektromobile Arbeitswelt: Agilität in Methoden und innerer Haltung“ im Kompendium „Systemwissen zur E-Mobilität“
Die Autorin ist Gründerin der Verbundinitiative authentisch anders, die sich der grundlegenden Frage stellt: Wie kann eine menschenwürdige Gesellschaft gelingen und welche Impulsfunktion kommt dabei Unternehmen und Organisationen zu?